Digitales Bauen: Herausforderung Verträge
Gängige Bauverträge BIM-gerecht gestalten oder digitale Zusammenarbeitsformen neu modellieren? Die Praxis wird es erst noch richten!
Die Realisierung komplexer Bauvorhaben mittels BIM (Building Information Modeling) als Methode zur Entwicklung virtueller Gebäudemodelle verspricht bessere, nachhaltigere und günstigere Bauten. Die BIM-Methode muss vereinbart werden. Welche Ergebnisse zu liefern sind, soll der Besteller definieren. Was nicht digital erfasst wird, existiert bei BIM-Projekten nicht.
Neue Kollaborationsformen
BIM funktioniert nur teamorientiert-interdisziplinär ohne Silodenken. Daten sind auf derselben Plattform einzuspeisen und kontinuierlich abzuholen. Neue Zusammenarbeit, neue Herausforderung: Aufgaben verschieben sich, etwa vom Fachplaner zum modellbasierten Planer. Der Generalplaner kann zum Beispiel beim Brandschutzplaner nur eine Teilleistung als Berater einkaufen. Logische Schnittstellen stimmen nicht mit denjenigen des SIA-Phasenmodells überein. Management, Handwerker und Bewirtschaftung sind bereits in der Planungsphase einzubeziehen. Leistungsanteile verändern sich, was Honoraransprüche, zumal bei vorzeitiger Vertragskündigung, tangiert.
Kein BIM-Vertragsstandard
Rechtliche BIM-Standards gibt es nicht, denn Geschäftsmodelle von Investoren, Totalunternehmern oder Generalplanern divergieren. Fachplaner fürchten ihre Auswechselbarkeit bei Offenlegung (bearbeitbarer) nativer Daten. Honorardiskussionen akzentuieren sich bei unklarer oder nachträglicher BIM-Bestellung. Branchenorganisationen versuchen, ihre Vertragsbasis BIM-tauglich zu entwickeln. Die SIA 1001/11-Zusatzvereinbarung BIM als eine Art Checkliste, teils mit Regulierungsvorschlägen, ersetzt aber eine sorgfältige Vertragserarbeitung nicht. Fehlen Normen und Vertragsmuster, werden marktmächtige Beteiligte eigene Best Practice-Regeln anwenden. Neue Berufsbilder und Geschäftsmodelle entwickeln sich weiter. Die BIM-Konsolidierung steht erst am Anfang, namentlich aus vertragsrechtlicher Sicht. Das Post-BIM-Zeitalter mit der Blockchain-Technologie hat bereits begonnen: Use-Cases werden unter Einsatz von Smart Contracts erforscht.
Autor: Daniel Thaler